Der schönste Ort am See

Heute bekannt als Richard Wagner Museum. Nebst dem Landhaus Tribschen stand die große Villa Schumacher, die Margaret StonboroughWittgenstein mit ihrem amerikanischen Mann bewohnte. Wie das Landhaus in Tribschen, in welchem Richard Wagner 1866 bis 1872 wohnte, gehörte 300 Meter entfernt ein weiteres Landhaus Oberst Walter Am Rhyn, die Villa Honegg. Schlössli Wartegg Die Villa Honegg lag oberhalb der „Gass“, dem schmalen Einschnitt durch den Gneis, einem Fußweg von Luzern Richtung Horw. Heute ist die Villa Honegg unter dem Namen: „Schlössli Wartegg“ bekannt.

 

Der Anfang des

Schlösschens Wartegg

hängt mit Luzerns Fremdenverkehr zusammen. Vermögende Ausländer kauften im 19. Jahrhundert auf Stadtgebiet Liegenschaften, so Alfred Austin aus London den Hof Studhalden, die Engländer Hogg. Mitchel und Studd den Jesuitenhof, Sarah Griswold Spencer, New York die damalige Villa Griswolden, Eleonora CenciSpencer, Fürstin von Vivovaro, das Schloss Dreilinden und Ernst Williams den Obergeissenstein. Auch Oberst Walter am Rhyn, Fidelkommissherr des Tribschenquartiers, witterte Morgenluft. Er kaufte sich irgendwo ein Holzhaus und versetzte es 1869 in die westliche Ecke seines Tribschenquartiers. Um es bewohnbar zu machen, installierte er in jedem Stockwerk russische Öfen (Cheminées) und einen Kochherd. Im Grundbuch wird das Haus ausdrücklich als Neubau bezeichnet und dessen Bau Datum mit 1870 angeben. Die Behörden schätzten den Wert des Hauses auf Fr. 12‘000. Da das Gebäude für gehobene Ansprüche zu armeselig war, steckte am Rhyn 1873 noch Fr. 25‘000 und 1877 weitere Fr. 12‘000 hinein. Aus diesen Fakten geht hervor, dass Richard Wagner, der von 1866 bis 1872 im Landhaus Tribschen logierte, dieses Haus wohl gesehen, aber nicht bewohnt haben kann. Minnie Hauk, die spätere Eigentümerin der Liegenschaft, ist Wagner auf Tribschen nie begegnet, sie lernte ihn erst 1874 kennen, bei einem Auftritt in Budapest. Zu den Fremden, die sich in Luzern wohl fühlten, gehörte auch Baron Ernst von HesseWartegg. Hesses Gattin, Minnie Hauk, besaß das Schloss Binningen, ein Besitz, der sie belastete. Sie war deshalb froh, dass sie das Schloss 1889 verkaufen konnte. Als neuen Wohnsitz wählten Minnie Hauk und Hesse-Wartegg am Rhyns Haus auf Honegg, wie die Liegenschaft zur Unterscheidung vom Landhaus Tribschen benannt wurde. Später hieß sie Villa Wartegg – heute Schlösschen Wartegg. Am Rhyn verkaufte ihnen diese Liegenschaft im Jahre 1889. Die neuen Besitzer bauten 1903 an die Westseite der Villa einen Schlossturm mit Saal. Im nördlichen Bereich wurde die Liegenschaft eingegrenzt mit einer Burgmauer, deren Reste stehen noch heute hinter dem unmittelbar darunterliegenden alten Bauernhaus mit dem Namen „Gasshüsli“. 

 

Minnie Hauk,

ein Weltstar von außergewöhnlichem Können und Erfolg sang fast auf allen großen Bühnen der Erde. An den Empfängen im Schlösschen Wartegg, wie die Villa Honegg seit dem Anbau des Turmes und des Musikzimmers mit Burgmauer hieß, sollen zuweilen Hunderte von Gästen teilgenommen haben. Als Minnie Hauk am 3. Februar 1929 starb, ging die ganze Liegenschaft testamentarisch an die Stadt Luzern. Sie vermachte der Stadt auch den ganzen Inhalt des Musikzimmers, so den von Franz Liszt und Anton Rubinstein bespielten Flügel, Ölbilder, Fotos, Manuskripte. Dieses Musikzimmer sollte in dem Zustand und mit den Gegenständen, wie es sich bei ihrem Tode vorfindet, am gleichen Ort bleiben, sichtbar als Minnie-Hauk-Stiftung bestehen bleiben. Ebenfalls sollte nach Auflage der Testatorin bezüglich der Verwendung des Schlösschens dieses für caritative Zwecke verwendet werden. Ab 1932 betrieb der Verein der Kinderfreunde Luzern in den Sommerferien einen Kinderhort. Ab 1933 bis 1935 wurde die möblierte Wohnung im ersten Stock an die Freunde Bayreuths in der Schweiz vermietet, in der Absicht, Angehörigen dieser Vereinigung und der Familie Wagner auf Tribschen eine Aufenthaltsmöglichkeit zu bieten. Von 1942 bis 1950 feierten die Katholiken im Musikzimmer ihren Gottesdienst, und 1945 wurde im Musikzimmer ein erster und 1960 im ersten Stock des Wohnhauses ein zweiter Kindergarten eingerichtet. Das Musikzimmer blieb also nicht im ursprünglichen Zustand, wie es Minnie Hauk in ihrem Testament vorgesehen hatte, und über den Verbleib der 876 Gegenstände ist nichts Genaues bekannt? Sicher sind einige Möbel oder kleine Utensilien nach dem Tod von Minnie Hauk zu Vera gelangt, aber was und wo geblieben ist, weiß man nicht. Das Testament wurde damals auch von Ella, der leiblichen Mutter von Vera angefochten.

 

Ernst von Hesse-Wartegg

geboren am 21. Februar 1851 in Wien, war unter anderem der Autor des 1899 erschienenen, opulent ausgestatteten und reich bebilderten Buches „Siam. Das Reich des weißen Elefanten“, das noch heute in jede ernstzunehmende Thailand-Bibliothek gehört. Als Reiseschriftsteller bereiste er fast die ganze Welt. 1880 reiste er nach Nordafrika, 1881 folgte eine reise nach Ägypten, 1883 ging es dann durch Kanada und weiter in Südamerika durch den Amazonas hinauf. Es folgten weitere Reisen nach Venezuela, die Karibik, Spanien, Asien, Indien und Japan, und durch die deutschen Kolonien der Südsee. Der König Chulalongkorn von Siam, heute Thailand überreichte ihm als Dank und Freundschaft den weißen Elefantenorden. Seine Reisebücher waren zu dieser Zeit begehrt, und wenn der Baron, meist aus Bremerhaven mit dem Schiff auslief, reiste er in der Kapitänssuite. Über die Herkunft dieses vielgelesenen Autors, der mit seiner Frau, der berühmten Opernsängerin Minnie Hauck schon lange vor der Erfindung der Jets eine Art frühes Jet Set Leben zwischen der Riviera, Luzern, London und New York führte, und aus dessen rund 30 Büchern Karl May ebenso wie Mark Twain zahlreiche Details übernahmen, weiß man fast nichts – Oder doch? Er soll österreichischer Baron, Geheimer Hofrat und Generalkonsul von Venezuela gewesen sein. Seit 1891 lebte der Schriftsteller mit seiner Frau standesgemäß in der zum „Warteggschlössli“ gewordenen Villa Tribschen bei Luzern. Dort trafen sich die Berühmtheiten der Welt, wenn Hesse-Wartegg nicht gerade auf Einladung in einem Londoner Club oder als gern gesehener Gast in einem der zahlreichen europäischen Adelshäuser residierte, wo er seine Gastgeber mit seinen Reiseberichten in kleiner oder größerer Runde entzückte, während seine Frau nicht selten private Gesangseinlagen zum Besten gab. Der Schriftsteller starb am 8. Mai 1918 im Wartegg Schlössli.

 

Minnie Hauk

wurde als Tochter eines Mathematikers 1851 in der USA geboren. Ihr Vater hatte seine Heimat Deutschland verlassen, um der Revolution von 1848 zu entgehen. Drei Jahre später wurde sie in New York geboren und wuchs im Staate Missouri auf. Sie war in der damaligen Zeit ein sonderbares Kind, das sich gerne in den Lagern der Missouri Indianer, oder Niuachi wie sich selbst nannten, aufhielt. Sie liebte das Einfache, das Natürliche, und spielte so mit den Niuachi Kindern im Freien. Wegen ihrer Schönheit nannten sie die Indianer „Blume der Prärie“. Dieser Indianerstamm der Missouri war ein Indianervolk der Sioux-Sprachfamilie, die während der Wanderschaft 1678 von den grossen Seen in den Südwesten zog. Pockenepidemien und zahlreiche Kämpfe unter den verschiedenen Stämmen verkleinerten dieses stolze Volk der Büffeljäger, und so wurde der Rest im Jahr 1854 in die Reservation gezwungen. Die Familie Hauk zog dann in die Grenzstadt Sumner City, nördlich von Kansas City am Missouri River. Der Vater arbeitete als Bootsbauer und die Mutter betrieb eine kleine Pension. Nach einer heftigen Überschwemmung am Missouri-Fluss, die die Sumner-Stadt praktisch zerstört hat, wurden die Hauks mittellos und völlig verarmt. Der Vater von Minnie Hauk gab nicht auf, als Schreiner und Bootsbauer baute er der Familie ein Hausboot. Daraufhin fuhren sie über den Mississippi nach New Orleans, wo sie von einem Mississippi-Dampfer gerammt wurden und wieder alles verloren. Dank einem bescheidenen Lebensstil durfte Minnie Hauk dann doch noch die Belleville School besuchen. Später wurde Minnie Hauk aus dem Pensionat geworfen, weil sie zu viel Unfug trieb. Sie trat zum ersten Mal auf einer Wanderbühne auf, nahm Gesangsstunden und wurde als Wunderkind entdeckt. Schon früh kam sie mit dem Theater in Berührung, und bereits mit sechs Jahren stand sie in einem Melodrama auf der Bühne. Während des Bürgerkrieges in Amerika lernte sie Klavierspielen und Singen. Ihre Karriere begann einen Tag vor ihrem 16. Geburtstag und im selben Jahr trat sie in New York als Juliette in der amerikanischen Premiere von Gounods Romeo et Juliette auf. Es wurde ein durchschlagender Erfolg, später im Covent Garden, Brüssel, Paris, Moskau, St. Petersburg, Berlin und Wien. Von 1874 bis 1878 war sie an der Hofoper Berlin, verehrt und geliebt von der Familie des Kaisers. Die Bühnen von London, Moskau, Wien, Budapest und Berlin waren ihr zuhause. Berühmte Künstler wie Franz Liszt, Richard Wagner oder Enrico Caruso zählte sie zu ihrem Bekanntenkreis. Immer wieder besuchten namhafte Persönlichkeiten aus ganz Europa im Schlössli Wartegg das Ehepaar, um den Gesang von Minnie Hauk zu lauschen oder die Kunstschätze aus aller Welt zu bewundern, die Ernst von Hesse-Wartegg, der Reiseschriftsteller, Ethnologe und Hofrat, von seinen Expeditionen mitbrachte. Ein Vierteljahrhundert lang war sie der Liebling Europas, ein Vierteljahrhundert reiste diese kleine, dunkelhäutige Frau von St. Peterburg bis Rio de Janeiro, die Intendanzen von Wien bemühten sich, sie an ihre Opernhäuser zu fesseln. Sie gehörte in jene Zeit der grossen Opernbegeisterung, wo man eine Nacht lang mit der Eisenbahn fuhr, um die Lucca in „Lucia di Lammermoor“ zu hören, als Kriegsminister der Sängerin die Staatssalonwagen zur Verfügung stellten, und Ozeandampfer verspätet den Hafen verliessen, wenn Minnie Hauk zu hören war. Nach dem Tode ihrer Mutter, die Minnie Hauk während der gesamten Künstlerlaufbahn zur Seite stand, beendete die begnadete Sängerin ihre Künstlerkarriere. Als dann nach 37 Ehejahren auch noch ihr Mann verstarb, zog sich Minnie Hauk vollends aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Die Geldentwertung der Kriegs- und Nachkriegszeit brachte sie in große finanzielle Nöte. Zu ihrem materiellen Unglück kam auch noch ein Augenleiden, das zur Erblindung führte. Am 3. Februar 1929 starb Minnie Hauk mit 76 Jahren. In ihrem Testament setzte sie die Stadt Luzern als Erbin ihres Vermögens und der Villa Wartegg ein.

 

Fortsetzung folgt ...... und Vera ..... die uneheliche Tochter, später im blog